Fachtag: Digitale sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Information, Prävention und Handlungsmöglichkeiten für Eltern und Fachkräfte

Digitale Medien sind aus der Welt von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Das alltägliche Leben findet vermehrt online statt: Kommunikation mit dem Freundeskreis, online-Spiele und Apps zur Unterhaltung wie beispielsweise tiktok, instagram sowie snapchat. Für Aufgaben in der Schule oder Hausaufgaben werden an vielen Schulen bereits Tablets genutzt. Gleichzeitig ist der digitale Raum, der bisher am wenigsten geschützte Ort für Kinder und Jugendliche. Welche Risiken und Gefahren lauern in Internet und welche Handlungsmöglichkeiten haben Eltern und Fachkräfte, um Kinder und Jugendliche möglichst gut zu schützen und mit ihnen im Austausch zu sein? Wir möchten darüber ins Gespräch kommen, einen multiprofessionellen Blick ermöglichen und so diesen Fachtag mit vielen Informationen und praktischen Tipps füllen. Eingeladen sind alle Menschen, die im Kinderschutz arbeiten, sowie Eltern, Lehrkräfte und alle Personen, die sich für das Thema interessieren. Die Veranstaltung wir vom Bündnis für Kinder gefördert.

Inhalte der Vorträge und Workshops

Vortrag: „Digitale (sexualisierte) Gewalt – Womit werden Jugendliche online konfrontiert?“

Die Lebenswelt von Jugendlichen beschränkt sich nicht mehr ausschließlich auf die Schule und das private Umfeld. Jugendliche bewegen sich täglich im digitalen Raum. Ablenkung, Wissen, Freundschaften, Liebe – all das findet online statt. Die Nutzungsmöglichkeiten des digitalen Raums können bereichernd sein, bringen aber auch Gefahren mit sich. In dem Vortrag werden die Chancen und Risiken des digitalen Raums benannt sowie Handlungsmöglichkeiten thematisiert.

Referentin: Emma Leonhardt, Traumafachberaterin, Frauennotruf Mainz

Vortrag: „Cybergrooming und Menschenhandel – Was können wir als Gesellschaft tun, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Ausbeutung zu schützen?“

Dieser Vortrag vermittelt ein grundlegendes Verständnis der Mechanismen von Cybergrooming und Menschenhandel sowie deren Folgen für betroffene Kinder und Jugendliche. Er zeigt, wie Täter online vorgehen und welche gesellschaftlichen Herausforderungen und Verantwortlichkeiten sich daraus ergeben. Die Referentin erläutert, welche präventiven Maßnahmen notwendig sind, um Schutzräume zu schaffen und Betroffene wirkungsvoll zu unterstützen. Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen und Ansätze für Schutz und Prävention vorzustellen, um Eltern, Pädagog*innen, Institutionen und die Gesellschaft zu stärken und Kinder sowie Jugendliche nachhaltiger vor sexueller Gewalt und Ausbeutung zu bewahren. 

Referentin: Sandra Norak (Reitz), Juristin und ehemals Betroffene

Workshop 1: Gemeinsame (Selbst-)Reflektion: Welchen Teil kann ich als Fachkraft im Beruf oder als Privatperson gegen sexuelle Ausbeutung und zur Unterstützung von Geschädigten beitragen?

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem Vortrag bietet dieser Workshop die Gelegenheit, das Thema aus der individuellen Perspektive zu vertiefen. Die Referentin lädt Fachkräfte und Privatpersonen ein, ihre Rolle und Möglichkeiten im Umgang mit sexueller Ausbeutung zu hinterfragen und zu stärken. Dabei geht es um die Entwicklung von konkreten Strategien, wie jeder Einzelne aktiv zum Schutz von Kindern und Jugendlichen beitragen kann und wie im beruflichen Alltag oder im privaten Umfeld wirksame Unterstützung geleistet und Präventionsmaßnahmen umgesetzt oder optimiert werden können. Durch den Austausch in der Gruppe und praxisnahe Beispiele wird der Blick für Handlungsmöglichkeiten geschärft, um aktiv(er) gegen sexuelle Ausbeutung vorzugehen und Betroffene sensibel zu begleiten und zu stützen.

Referentin: Sandra Norak (Reitz) ist Juristin, arbeitet im Opferschutzbereich und war selbst betroffen von Menschenhandel durch die sog. „Loverboy-Methode“, worüber sie in den letzten Jahren viel Aufklärungsarbeit geleistet hat. Sie vereinigt gelebte Erfahrung und fachliche Kenntnis zur Thematik. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist ihr besonders wichtig, auch in ihrem derzeitigen beruflichen Alltag. Während ihres Referendariats absolvierte sie ihre Schwerpunktstation am Familiengericht und machte anschließend eine Weiterbildung zum Thema der Verfahrensbeistandschaft.

Workshop 2: „Mehr Schutz für Kinder in digitalen Räumen – Ein Mitmach-Workshop für Eltern & Fachkräfte“

Die digitale Welt ist faszinierend, aber auch voller Risiken – besonders für Kinder und Jugendliche. Wie können wir sie bestmöglich schützen, ohne Panik zu verbreiten? Wie setzen wir wirksame Sicherheitseinstellungen direkt am Smartphone um? Und wie begleiten wir Kinder dabei, eigenverantwortlich und bewusst mit digitalen Medien umzugehen? In diesem interaktiven Workshop gehen wir genau diesen Fragen nach. Eltern und Fachkräfte lernen praxisnah, wie sie ihre Geräte kindersicher gestalten, Cybermobbing vorbeugen und mit Kindern klare digitale Regeln etablieren.

Inhalte des Workshops:
✅ Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen auf Smartphones & Social Media
✅ Sicherer Umgang mit Messenger-Diensten & kindgerechten Suchmaschinen
✅ Kindersicherung & Jugendschutzeinstellungen praktisch anwenden
✅ Cybermobbing erkennen, vorbeugen und richtig reagieren
✅ Digitale Regeln für Familien und Bildungseinrichtungen

Bringen Sie Ihr Smartphone oder Tablet mit – wir setzen die Inhalte direkt um! Gemeinsam sorgen wir für mehr digitale Sicherheit und stärken unsere Kinder für eine selbstbewusste und geschützte Nutzung digitaler Medien.

Referentin: Aline Fink – Expertin für Mobbingprävention & Medienerziehung

Workshop 3: „Digitale (sexualisierte) Gewalt – Beratung, Handlungsmöglichkeiten und Prävention“

Die digitale Welt ist von Schnelllebigkeit geprägt. Durch die wachsenden digitalen Möglichkeiten entsteht ein neuer Raum für (sexualisierte) Gewalt. Um auf die daraus entstehenden digitalen Gewaltformen zu reagieren braucht es altersgerechte Prävention sowie Handlungsmöglichkeiten für die Beratung. Referentin: Emma Leonhardt, Traumafachberaterin, Frauennotruf Mainz

Workshop 4: „Traumatisch erzwungene Bindung“

Täterkreise nähern sich Kindern und Jugendlichen vor allem über soziale Medien an. Dabei bieten sie ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Bedeutung wie z.B. „Gesehen werden“ oder „etwas Besonderes sein“ an. Es kommt zu den sog. „traumaforcierten Bindungen“, die auch beim Menschenhandel eine große Rolle spielen, um Opfer mit besonderen, emotionalen und ideologischen Techniken an Täter zu binden und die Flucht aus deren Systemen fast unmöglich erscheinen zu lassen. Opfer übernehmen dabei das Selbst- und Fremdbild der Täter, deren Weltsicht und Ideologien. Opfer dieser verstrickenden Bindungen stehen Tätern extrem loyal gegenüber. Sie „glauben“, was ihnen gesagt wird. Das Aussteigen aus diesen verinnerlichten Kontexten wird für Helfersysteme zu einer Herausforderung, weil die emotionale Bindung erhalten bleibt. Welche Haltungen müssen Helfer einnehmen, was überfordert Opfer?

Das Thema der traumaforcierten Bindung (tca= trauma-coerced-attachment) steht dabei im Mittelpunkt des Workshops. Es werden typische Strategien und Charakteristiken aufgezeigt, wie sie z.B. bei Loverboys üblich sind und erpresserisch bei der Erstellung von Missbrauchsmaterial eingesetzt werden.

Referentin: Ingrid Wild-Lüffe, Psychologische Psychotherapeutin, Spezielle Traumatherapeutin (DeGPT), EMDR-Therapeutin

Workshop 5: „Von Safety by Design bis Elternbegleittools: Die Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung digitaler sexualisierter Gewalt“

Referentin: Silja Krieger ist Sachbearbeiterin bei der Stelle zur Durchsetzung von Kinderrechten in digitalen Diensten (www.kidd.bund.de). Zu ihren Hauptaufgaben gehören unter anderem die Überprüfung der Vorsorgemaßnahmen von Online-Plattformen (Art. 28 Abs. 1 DSA), die Sichtung von kindgerechten AGBs (Art. 14 Abs. 3 DSA), die Kontrolle der Alterskennzeichnung auf Streaming-Diensten (§ 14a JuSchG) und das Erstellen von Gutachten. Zuvor arbeitete sie für etwas mehr als zwei Jahre als Redakteurin in der Film- und Fernsehbranche und war dort für unterschiedliche Fernsehproduktionen tätig. Mittlerweile arbeitet sie als Medienwissenschaftlerin. In ihren Abschlussarbeiten beschäftigte sie sich mit der Relevanz von Storytelling in Grundschulbüchern und der Bedeutsamkeit von Lieblingscharakteren bei Kindern für das Lernen. Silja Krieger hat einen Studienabschluss in „Medienkommunikation“ (B.A.) und in „Medienwissenschaft“ (M.A.).

Workshop 6: Theaterworkshop zu „I Like You“ – (Cyber-)Mobbing-Prävention auf theaterpädagogischer Grundlage

Aufbauend auf dem Theaterstück „I Like You!“ werden die Teilnehmer*innen zunächst in einem Gespräch und im weiteren Verlauf des Workshops spielerisch an die Thematik Cybermobbing herangeführt. Durch Selbsterfahrung lernen die Teilnehmenden die Arbeitsweise der Theaterpädagogen kennen, können die Wirkung ihrer Methoden ausprobieren und Anregungen für die eigene Arbeit gewinnen. Grundlagen der Workshoparbeit bilden gruppendynamische Übungen, Theaterspiele, Partnerarbeit und verschiedene Improvisationstechniken wie z.B. „Statuentheater“ oder die „Status-Arbeit“.

Im Zentrum des Workshops steht die Selbsterfahrung der Workshopteilnehmer*innen, so stellt sich u.a. die Frage: „Inwieweit beeinflusst die digitale Welt auch meinen emotionalen Alltag?“  Als Medium bieten Übungen und Rollenspiele die Chance, Prozesse durch Erleben zu verstehen, verschiedene Rollen und Interaktionsmuster zu erfahren und mit ihnen zu experimentieren.

Anmerkung: bequeme Kleidung und bewegungsfreundliches Schuhwerk mitbringen.

Referenten: Theater EUKITEA – Prävention und internationale Theaterprojekte

Ludwig Drengk, Theater EUKITEA – Schauspieler & Theaterpädagoge

Valentin Weiß, Theater EUKITEA – Schauspieler & Theaterpädagoge



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