Stellungnahme zum Strafverfahren gegen Sr Juliana Seelmann

Die Fachberatungsstelle von Wildwasser Würzburg e.V. arbeitet seit vielen Jahren gegen sexualisierte Gewalt. Schon über viele Jahre finden auch Frauen und jugendliche Mädchen aus Afrika den Weg zu uns, die bereits in ihren Herkunftsländern unter Versprechungen auf eine bessere Zukunft zur Flucht angestachelt werden. Viele vegetieren dann über Monate in Lagern in Libyen, häufig wie versklavt und ihren Peinigern ausgeliefert. Manchen gelingt irgendwann der Weg über das Mittelmeer – wieder unter Versprechungen und nicht selten auch vermittelt durch Frauen, die sich das Vertrauen der Mädchen und Frauen in Not erschleichen. Angekommen in Europa werden sie schutzlos der Zwangsprostitution preisgegeben. Nur wenige dieser Betroffenen schaffen es überhaupt bis Deutschland.

Sie sind Überlebende schlimmster Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Libyen, bevor sie in Italien ankommen – nur um im fremden Europa erneut rechtlos wieder „verkauft“ und der Willkür der Männer überlassen zu werden, die für wenig Geld mit ihnen tun können, was sie wollen.

Sr Juliana hat die Folgen beschrieben, wie wir sie kennen: Die betroffenen Frauen, nicht selten auch Mädchen, sind schwer traumatisiert, haben panische Angst, können nicht mehr schlafen oder zur Ruhe kommen, werden ständig von Erinnerungsbildern gequält, haben körperliche Erkrankungen sowie ihre Familie und jedes Vertrauen in Menschen verloren. Häufig sind sie zutiefst verzweifelt, nicht arbeitsfähig und suizidal.

Die Problematik in diesem Verfahren liegt aus unserer Sicht nicht in Sr Juliana Seelmanns Gewähren des Kirchenasyls. Wer Frauen kennt, die unter den Folgen von solch entsetzlichen, menschenverachtenden Gewaltverbrechen leiden, muss uneingeschränkt auf ihrer Seite stehen. Was beschämt, ist die Haltung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das in Vertretung des reichen deutschen Staates – also in unser aller Namen, so wenig Erbarmen kennt im Umgang mit zu uns geflüchteten Frauen mit Gewalterfahrungen.

Der Umgang mit ihnen ist unwürdig: Ihnen mit Abschiebung (auch in ein sogenanntes Drittland) zu drohen, statt ihnen jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen. Wir sind froh, dass es Menschen wie Sr. Juliana Seelmann gibt, die sich ihrer annehmen und mit ihrem Tun ein Zeichen setzen.

Wildwasser Würzburg e.V. fordert Politik, Justiz und entsprechende Ämter auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und das Leid dieser Mädchen und Frauen anzuerkennen, die zu Opfern organisierter Kriminalität geworden sind – auch in Europa.

Die Betroffenen kommen in der Regel alleine und ohne Familie oder anderen Beistand in Deutschland an. Sie haben ein Recht auf Menschlichkeit und brauchen Unterstützung zum Überleben sowie die Chance auf einen Neuanfang in einer sicheren Umgebung.

Wildwasser Würzburg e.V.

8.6.2021



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